Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, ob Kleidung aus Wollfleece oder Wollwalk besser zu Ihrem Bedarf passt, geht es nicht nur um Mode, sondern um handwerkliche Tradition und feinste Naturfasern. Beide Materialien stammen von Schafen oder anderen tierischen Wollspendern und unterscheiden sich vor allem durch ihre Herstellung und ihre Eigenschaften. Im Folgenden beleuchte ich diese Unterschiede und zeige, wann welches Material am besten geeignet ist.
Was ist Wollfleece?
Wollfleece entsteht aus gestricktem Wollfrottee, das in mehreren Waschgängen gereinigt und anschließend aufgeraut wird. Durch das Anrauen bilden sich feine Schlaufen, die den Stoff beidseitig weich machen und winzige Lufteinschlüsse schaffen. Dieses „Kuschelfleece“ ist in der Regel leichter als Walk, das Flächengewicht liegt meist um 300 g/m², und durch die lockere Struktur bleibt der Stoff elastisch.
Die besonderen Merkmale von Wollfleece lassen sich gut in einer Liste festhalten:
- Weich und dehnbar: Die Fasern werden nicht verfilzt, sondern nur angeraut, wodurch das Material angenehm auf der Haut liegt und Bewegungen nicht einschränkt.
- Wärmend und temperaturausgleichend: Eingeschlossene Luftpolster speichern Körperwärme, während überschüssige Feuchtigkeit nach außen transportiert wird.
- Leicht und unkompliziert: Das geringere Gewicht macht Wollfleece zur idealen Wahl für Babys, Kleinkinder oder als Zwischenschicht in Ihrem Zwiebelprinzip.
- Nicht winddicht: Da der Stoff locker gewirkt ist, schützt er weniger gut vor Wind und Nässe. Für raues Wetter braucht er eine zusätzliche Schicht.
Anwendungen reichen von kuscheligen Pullovern über leichte Jacken bis hin zu Mützen, Schlafsäcken oder Babydecken. Dank seiner Elastizität eignet sich Wollfleece auch für bequeme Hosen oder Halssocken, die sich an den Körper anschmiegen.
Was ist Wollwalk?
Wollwalk, auch gewalkte Wolle oder Boiled Wool genannt, wird aus gestrickter oder gewebter Wolle hergestellt, die durch Hitze, Feuchtigkeit und mechanische Bewegung stark verfilzt wird. Dieser Prozess („Walken“) lässt die Fasern miteinander verhaken und führt zu einer kompakten Struktur mit einem höheren Gewicht – rund 400 bis 450 g/m² sind typisch. Das Ergebnis ist ein dichtes, widerstandsfähiges Gewebe.
Die Eigenschaften von Wollwalk auf einen Blick:
- Robust und formstabil: Die verfilzten Fasern bilden eine feste Einheit, die sich weniger dehnt und dabei sehr strapazierfähig ist.
- Wind- und wasserabweisend: Die dichte Struktur sowie das natürliche Wollfett (Lanolin) schützen vor Wind, Regen und Schmutz.
- Atmungsaktiv: Trotz seiner Dichte kann der Stoff Feuchtigkeit aufnehmen und nach außen abgeben, ohne sich klamm anzufühlen.
- Wärmespeicher: Wollwalk hält auch bei winterlichen Temperaturen zuverlässig warm und eignet sich für Outdoor‑Aktivitäten.
Typische Kleidungsstücke aus Walk sind Jacken, Mäntel, Overalls, robuste Hosen und wärmende Hauben oder Handschuhe. Weil der Stoff kaum ausleiert, bleibt die Passform lange erhalten. Für aktive Kinder oder den Waldkindergarten ist Wollwalk besonders beliebt, aber auch Erwachsene schätzen ihn als wetterfeste Oberschicht.
Unterschiede zwischen Wollfleece und Wollwalk
Beide Stoffe bestehen aus tierischer Wolle, doch das Herstellungsverfahren verändert ihre Eigenschaften deutlich. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen:
| Aspekt | Wollfleece | Wollwalk |
|---|---|---|
| Herstellung | Gestricktes Wollfrottee wird gewaschen und beidseitig aufgeraut | Gestrickte oder gewebte Wolle wird mit Hitze, Feuchtigkeit und Bewegung verfilzt |
| Oberfläche | Flauschig, weich und elastisch | Dicht, stabil und leicht filzig |
| Gewicht | Leichter (ca. 300 g/m²) | Schwerer (ca. 440 g/m²) |
| Wind- & Wetterschutz | Begrenzt; benötigt bei Wind oder Regen eine zusätzliche Schicht | Sehr gut; wasserabweisend durch Lanolin und dichte Struktur |
| Anwendungsbereich | Kuschelige Kleidung, Übergangskleidung, Zwischenschicht, Accessoires | Robuste Oberbekleidung, Outdoor‑Kleidung, Waldkindergarten, Winterjacken |
Die Wahl hängt also von der gewünschten Funktion ab: Wollfleece überzeugt durch seine weiche Haptik und eignet sich als wärmende Zwischenschicht, während Wollwalk als oberste Schicht Schutz vor Witterung bietet.
Wollfleece und Wollwalk: Welche Wollart?
Ob Fleece oder Walk – die Rohfaser hat maßgeblichen Einfluss auf Qualität und Tragegefühl. In der Regel stammen die Fasern von lebenden Tieren (Schurwolle), aber es gibt Unterschiede in Feinheit, Wärmewirkung und Verträglichkeit. Die folgende Übersicht stellt die gängigen Wollarten vor.
Schurwolle
Schurwolle bezeichnet die Wolle, die durch das regelmäßige Scheren lebender Tiere gewonnen wird. Sie ist naturbelassen, elastisch und langlebig. Schurwolle ist von Natur aus temperaturausgleichend, schmutz‑ und wasserabweisend und kann bis zu dreißig Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Für Fleece und Walk werden meist hochwertige Schurwollen von Schafen verwendet.
Lesen Sie mehr dazu hier: Schurwolle oder Merinowolle?
Merinowolle
Merinowolle stammt vom Merinoschaf und gehört zur feinsten Schurwolle. Ihre Fasern sind besonders dünn (oft nur 16 bis 24 Mikrometer), was sie weich und kratzfrei macht. Dadurch ist Merinofleece gut geeignet für Kleidung, die direkt auf der Haut getragen wird. Merino-Wollfleece und Merino-Wollwalk vereinen hervorragende Isolationsfähigkeit mit schneller Feuchtigkeitsaufnahme und Geruchsneutralität. Viele Hersteller setzen auf mulesingfreie Merinowolle, um Tierschutzaspekte zu wahren.
Zum Weiterlesen: Nachteile von Merinowolle
Weitere Wollarten, die für Fleece und Walk genutzt werden
Neben klassischer Schafwolle kommen auch andere edle Fasern zum Einsatz, vor allem in Mischungen. Einige Beispiele:
- Alpakawolle: Sehr weich, hohlfaserig und dadurch extrem wärmend. Sie enthält kaum Lanolin, ist hypoallergen und passt sich Temperaturunterschieden gut an. Kleidungsstücke aus Alpaka sind leicht, aber bis zu fünfmal wärmer als Schafwolle.
- Mohair: Die Haare der Angoraziege liefern Mohair. Diese Faser ist fein, seidig glänzend, leicht und antistatisch. Mohair nimmt wenig Feuchtigkeit auf, ist strapazierfähig und besitzt hervorragende Wärmeeigenschaften. Sie verfilzt kaum, weshalb sie oft in Mischungen verarbeitet wird.
- Yak‑Wolle: Das Unterhaar des Yaks aus dem Hochgebirge ist besonders dicht und warm. Es fühlt sich weich an, kratzt nicht und ist sehr robust. Yak‑Wolle absorbiert Feuchtigkeit gut, fusselt kaum und hält auch bei eisigen Temperaturen angenehm warm.
- Kaschmir: Kaschmirfasern kommen von der Kaschmirziege. Sie sind extrem fein und weich, dabei sehr reißfest und isolierend. Kleidung aus Kaschmir wirkt edel, ist temperaturregulierend und schmutzabweisend. Die Gewinnung ist aufwendig, weshalb Kaschmir zu den teuersten Wollarten zählt.
Mischungen aus verschiedenen Fasern kombinieren die Vorteile: Merino-Alpaka-Fleece beispielsweise ist gleichzeitig kuschelig und sehr warm, während Merino-Mohair-Walk den Glanz des Mohairs mit der Robustheit des Walks verbindet.
Einsatzmöglichkeiten für Wollfleece und Wollwalk
Sowohl Wollfleece als auch Wollwalk sind vielseitig einsetzbar, doch sie entfalten ihre Stärken in unterschiedlichen Situationen. Eine kompakte Übersicht hilft bei der Planung der Garderobe:
| Kleidungsstück | Wollfleece | Wollwalk |
|---|---|---|
| Jacken & Westen | Übergangsjacken, weiche Westen für kühle Tage | Winterjacken, Mäntel und Westen mit gutem Wetterschutz |
| Hosen & Overalls | Bequeme Hosen für drinnen, kuschelige Overalls für Babys | Robuste Outdoor‑Hosen und Overalls für Waldkindergarten oder Schnee |
| Pullover & Shirts | Warme Pullover und Sweatshirts als Zwischenschicht | Seltener, eher dicke Walkjacken mit Knöpfen oder Reißverschluss |
| Mützen & Schals | Elastische Mützen, Loops, Halssocken | Winddichte Mützen, Handschuhe und Stulpen |
| Schlafsäcke & Decken | Kuschelige Schlafsäcke und Babydecken für Herbst und Frühling | Dickere Fußsäcke oder Wickeldecken für Winterspaziergänge |
Grundsätzlich lässt sich Wollfleece hervorragend als wärmende Mittelschicht im Zwiebelprinzip einsetzen, zum Beispiel unter einem Regenmantel. Wollwalk übernimmt die Rolle der schützenden Außenschicht und eignet sich für Spaziergänge im Winter, Ausflüge ins Gelände oder den Alltag im Waldkindergarten. Für besonders empfindliche Haut können Sie dünne Merino- oder Seidenunterwäsche als erste Schicht tragen.
Fazit: Die richtige Wahl treffen
Wollfleece und Wollwalk sind zwei Seiten derselben Medaille. Beide bestehen aus hochwertiger Wolle, speichern Wärme und sorgen für ein angenehmes Körperklima. Der entscheidende Unterschied liegt in der Verarbeitung: Fleece ist flauschig, elastisch und ideal für gemütliche Kleidung oder die mittlere Schicht. Walk ist dichter, windabweisend und prädestiniert für robuste Außenbekleidung. Entscheiden Sie daher nach Anlass und Temperatur: Für sanfte Übergangstage oder kuschelige Stunden ist Wollfleece die richtige Wahl, während Wollwalk Sie zuverlässig durch raues Winterwetter begleitet.